In der aktuellen Episode «Die Kurz-Seehofer-Achse» des Zeit-Podcast «Servus Grüezi Hallo» wurde wiedermal die Flüchtlingskrise in Deutschland, Österreich und der Schweiz diskutiert. Dabei hat Matthias Daum aus Schweizer Sicht gesagt, dass die grossen Flüchtlingsströme 2015 an der Schweiz vorbeigegangen sind, da die Syrer mit der Schweiz keine grossen Anknüpfungspunkte hatten und da die Schweiz ihre Asylgesetzgebung in den letzten Jahren zunehmend verschärft hat. Das war für mich der Anlass für eine kleine Recherche.
Die erste Frage ist wieso wollten die Flüchtlinge 2015 nach Deutschland. Flüchtlinge wollen in der Regeln in ein sicheres Land, wo gute Chancen für Asyl bestehen und wo die wirtschaftliche Lage so ist, dass auch Chancen bestehen, ein eigenes Einkommen zu generieren. Da da grundsätzlich verschiedene Länder in Frage kommen, werden Länder bevorzugt, wo es einen Anknüpfungspunkt gibt. Dieser Anknüpfungspunkt gibt es führ viele Syrer mit der DDR. Seit den 1970 Jahren gabt es ein Programm, wo syrische Studenten ein paar Semester in der DDR-Studieren konnten. Als Frau Merkel zum Zeitpunkt, wo die Zustände in Südosteuropa untragbar wurde, nicht grundsätzliche Abneigung zu der Aufnahme von Flüchtlingen signalisiert hat, war dies wohl der Auslöser dafür, dass sich viele Flüchtlinge auf den Weg nach Deutschland gemacht haben. Der Weg aus Griechenland oder Bulgarien nach Deutschland führt durch Österreich. Damit war Österreich auch betroffen.
Wenn man nun die Asylantragszahlen von Deutschland, Österreich und der Schweiz vergleicht. Stellt man fest, dass es in normalen Zeiten (Durchschnitt 2006 – 2014) pro Jahr auf 10’000 Einwohner 7 Asylanträge gibt. In Österreich sind dies 19 und in der Schweiz 23. Im Jahr 2015 waren es in Deutschland 54 Asylanträge auf 10’000 Einwohner in der Schweiz 47 und in Österreich 102. Im Jahre 2016 sind die Anträge in Deutschland auf 88 gestiegen in Österreich sind sie wieder auf 48 gesunken und Schweiz waren sie mit 32 schon wieder auf Normalniveau. Wahrscheinlich sind die Zahlen 2015 in Deutschland zu tief und diejenigen für 2016 hoch. Der Grund dürfte folgender sein: Es gab verschiedene Berichte, dass Asylsuchende teilweise Monatelang warten mussten, bis sie ihren Antrag stellen konnten. Aufgrund der normalerweise kaum vorhandenen Asylanträge, habe in Deutschland die Verwaltungsstrukturen gefehlt um so viele Anträge zu bearbeiten. 2017 gab es kaum eine erhöhte Anzahl Asylanträge. Aktuell streiten sich Merkel und Seehofer um ein Problem, dass es nicht mehr gibt.
Die Flüchtlingskrise wäre in Österreich wahrscheinlich ähnlich, wie in der Schweiz betrachtet worden, wenn nur die Flüchtlinge nach Österreich gekommen wären, die dort auch einen Antrag gestellt haben. Da gleichzeitig zur erhöhten Antragsquote die viel grössere Anzahl Flüchtlinge mit dem Ziel Deutschland durch Österreich gegangen sind, erschien die Situation extremer als sie effektiv war.
Deutschland war einfach überfordert mit den Flüchtlingen, da normalerweise kaum Asylanträge in Deutschland gestellt werden. Deshalb haben dort auch die Strukturen gefehlt um eine grössere Anzahl Asylsuchende unterzubringen, zu versorgen und deren Anträge zu bearbeiten. Dadurch sind auch viele unhaltbare Zustände entstanden. Wie auch das Gefühl einiger Deutschen, dass sie die Regierung und Verwaltung nur noch um die Flüchtlinge kümmern. Durch die Unfähigkeit der Deutschenbehörden die Asylbewerber schnell in ein Verfahren aufzunehmen, ist der Eindruck entstanden es kämen jeden Tag mehr, obwohl Tag für Tag die selben Flüchtlinge in der Schlange standen, um endlich einen Asylantrag stellen zu können.
Der Beitrag wurde am Mittwoch, den 20. Juni 2018 um 14:48 Uhr veröffentlicht und wurde unter Allgemein, Politik abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten. « Fussgängerzähler Marke Eigenbau – Ein Erfahrungsbericht Kommentar zu Schweiz – Serbien »